10.02.25

Frau Meyer

Auswandern mit Schulden

Flugzeug fliegt in den Sonnenuntergang: Der Traum vom Auswandern mit Schulden

Einfach auswandern, neu anfangen und die Schulden und Probleme in Deutschland hinter sich lassen – diesen Traum haben sicherlich viele Schuldner.

 

Doch geht das so einfach? Und was passiert mit den Schulden? Kann man jemals zurückkehren? Diese Fragen und mehr zum Thema „Auswandern mit Schulden“ beantworten wir in diesem Ratgeberbeitrag.

Die wichtigste Frage zuerst:

Kann ich durch Auswandern in ein anderes Land meine Schulden loswerden?

Nein. Schulden bleiben auch beim Auswandern in ein neues Land bestehen. Gläubiger haben verschiedene Möglich­keiten, die Schulden auch dort ein­zu­treiben. Die Verjährungs­fristen von Schulden bleiben bestehen, egal wo Sie leben (z.B. 30 Jahre Verjährungs­frist bei titulierten Forderungen).

Darf man mit Schulden auswandern?

Globus (Symbolbild): Auswandern mit Schulden sollte gut durchdacht sein, denn es kann auch im Ausland Konsequenzen geben.
Auswandern mit Schulden sollte gut durchdacht sein, denn es kann auch im Ausland Konsequenzen geben.

Ja, es ist erlaubt, mit Schulden auszuwandern. Es ist egal, ob Sie verschuldet sind oder nicht – Sie können frei entscheiden, in welchem Land Sie leben wollen.

 

Dass Auswandern mit Schulden erlaubt ist, heißt jedoch nicht, dass Sie durch einen Umzug ins Ausland Ihre Schulden nicht mehr zurück­zahlen müssen und finanziell von vorne beginnen können.

Schulden erlöschen nicht durch Auswandern und können unter Umständen auch in anderen Ländern von Gläubigern ein­getrieben werden.

Mit Schulden ins EU-Ausland auswandern

Bleiben Sie innerhalb der EU, können Ihre Gläubiger durch den sogenannten „europäischen Vollstreckungstitel“ die offenen Verbindlich­keiten bei Ihnen einholen, indem Sie zum Beispiel orts­ansässige Inkasso­unternehmen mit der Eintreibung beauftragen.

Bei der Abmeldung aus Deutschland ist man nicht verpflichtet, eine neue Anschrift zu hinterlassen. Wer dies nutzen will, um sich abzusetzen oder unterzu­tauchen sollte wissen, dass viele von den Gläubigern beauftragte Inkasso­unter­nehmen Melde- und Wähler­register durch­suchen oder versuchen, Sie per Internet­suche ausfindig zu machen.

Mit Schulden in die USA, Australien, etc. auswandern

Deutschland hat zudem mit anderen Ländern Voll­streckungs­abkommen. Je nachdem welches Land Sie beim Auswandern mit Schulden anstreben, müssen Sie die Ein­wanderungs­bedingungen und Voll­streckungs­abkommen berück­sichtigen, um zu wissen, was mit den offenen Forderungen geschieht und ob trotz Ihrer Schulden einwandern dürfen. Länder wie die USA, Australien oder Kanada erfragen zum Beispiel für ein Visum stets einen Nachweis über finanzielle Mittel.

Was passiert bei der Rückkehr nach Deutschland?

Brandenburger Tor (Symbolbild): Auswandern mit Schulden - die Rückkehr nach Deutschland kann Konsequenzen haben!
Brandenburger Tor (Symbolbild): Auswandern mit Schulden - die Rückkehr nach Deutschland kann Konsequenzen haben!

Es ist gängige Praxis, dass Gläubiger einen vollstreckbaren Titel vor Gericht erwerben. Solche Vollstreckungs­titel sind 30 Jahre lang gültig – mit jedem erfolglosen Vollstreckungs­versuch startet die Ver­jährungs­frist von Neuem. Schon das Minimum der Ver­jährung, 30 Jahre, sind eine lange Zeit, in der man selbst – vor allem durch das Leben im Ausland – eventuell nicht mehr daran denkt, dass die Schulden bestehen. Gleichzeitig kommen noch Zinsen und Säumnis­zuschläge hinzu, die die Schulden stetig anwachsen lassen.

 

Wer beim Auswandern mit Schulden Deutsch­land ohne Angabe einer neuen Anschrift oder Abgabe der Vermögensauskunft verlassen hat, kann bei der Rückkehr ins Land sogar mit einer Strafanzeige wegen Betrugs oder einem vor­liegenden Haftbefehl konfrontiert werden (mehr dazu in unserem Beitrag „Haftbefehl wegen Schulden„). Auch wenn nicht, kann es durch die negativen SCHUFA-Einträge schwer werden, eine Wohnung, einen Mobil­funk­anbieter oder eine Bank zu finden.

Wann ist es sinnvoll, mit Schulden auszuwandern?

Frau mit Koffer am Flughafen will mit Schulden auswandern
Unter bestimmten Umständen kann es sinnvoll sein, mit Schulden auszuwandern.

In manchen Lebens­situationen kann es sinnvoll sein, einen Neu­anfang in einem anderen Land zu wagen. Zum Beispiel:

  • Wenn ein Job in einem anderen Land wesentlich besser bezahlt wird und im Idealfall die Lebens­erhaltungs­kosten niedriger sind als in Deutschland – es bleibt mehr Geld im Monat übrig, um die Schulden abzuzahlen.
  • Wenn man in Deutschland trotz Bemühungen keinen Job findet, im Ausland bei der Jobsuche jedoch Erfolg hat.

 

Achtung: Beides funktioniert jedoch meist nur, wenn der Job bereits feststeht und vertraglich geregelt ist. Wer in einem fremden Land erst noch auf Arbeits­suche gehen muss, benötigt Geld, um dies zu finanzieren.

Fazit: Mit Schulden auswandern sollte gut überlegt sein

Der Wunsch, alles hinter sich zu lassen und in einem neuen Land von vorne anzufangen, kann ein starker Antrieb für Schuldner sein. Damit dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, muss jedoch viel büro­kraktischer Aufwand betrieben werden:

  • Einreise­bedingungen müssen recherchiert und ggf. ein Visum beantragt werden
  • Die Landessprache sollte beherrscht werden
  • Arbeit und Wohnung im Zielland sollten gesichert sein
  • Es fallen einige Gänge zu den Behörden für die Ab­meldung und die benötigten Dokumente an
  • Und es muss immer berück­sichtigt werden, dass Schulden nie einfach so verschwinden. Auch im neuen Land müssen diese beglichen werden.

Wer in ein anderes Land ziehen möchte, sollte in Erwägung ziehen, im Vorfeld die finanzielle Situation in Deutschland zu klären. Der Stress beim Auswandern mit Schulden und mögliche Schulden­fallen oder sogar ein Haftbefehl können nur so bei der Rückkehr vermieden werden.

Tipp: Hilfe suchen statt auswandern

Auszuwandern erscheint oft als der letzte Ausweg – aber das stimmt nicht! Besser ist es, wenn Sie sich rechtzeitig Hilfe suchen. Denn so können Sie effektiv gegen Ihre Schulden vorgehen, bevor es zu negativen Konsequenzen wie einem möglichen Haftbefehl kommt. Und sollte es trotzdem Ihr Wunsch sein, auszuwandern, können Sie das im Anschluss an die Schuldenregulierung immer noch tun – mit reinem Gewissen, und ohne strafrechtliche Folgen.

 

Wo bekomme ich Hilfe?

Am besten, Sie kontaktieren eine seriöse Schuldnerberatung. Das kann zum Beispiel eine öffentliche oder anwaltliche Schuldnerberatung oder eine andere staatlich anerkannte Schuldnerberatungsstelle sein. Auch wir bei AdvoNeo sind nach §305 InsO eine staatlich anerkannte Schuldnerberatung – wir helfen schnell, diskret und professionell. Bei uns können Sie zwischen einer außergerichtlichen Einigung und einer Privatinsolvenz wählen: mit beiden Verfahren können Sie in wenigen Jahren bereits schuldenfrei sein.

 

Das erste Beratungsgespräch ist garantiert kostenlos, im Anschluss erfahren Sie die Kosten für Ihr individuelles Verfahren. Schicken Sie uns heute noch eine Anfrage!

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