21.02.25

Frau Meyer

BAföG Schulden: Rückzahlung und Schuldenerlass

BAföG Schulden Studentin in Bibliothek

Das Wichtigste zuerst:

  • Die Rückzahlung von BAföG beginnt spätestens 5 Jahre nach Ende der Förderungshöchstdauer, i.d.R. nach Ende der Regelstudienzeit
  • Die gesetzliche Obergrenze des zurückzuzahlenden Betrags beträgt 10.010 €, auch wenn ein höherer Betrag ausgezahlt wurde
  • Wer das Darlehen auf einen Schlag abbezahlen kann, profitiert von einem teilweisen Schuldenerlass und kann viel Geld sparen
  • Wer sich die Raten der Rückzahlung nicht leisten kann, kann bei einem Einkommen unter 1.605€ eine Zahlungspause beantragen
  • Geldsorgen wegen BAföG Schulden: eine seriöse Schuldnerberatung kann evtl. weiterhelfen

BAföG Schulden: Das sollten Sie vor der Antragstellung wissen

BAföG ist eine finanzielle staatliche Förderung, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Ausbildung oder ein Studium ermöglichen soll. Die Höhe des BAföG-Anspruchs ist abhängig von den persönlichen Umständen (Schule, Studium in Deutschland oder im Ausland, …).

Nicht jede Art von BAföG verursacht Schulden. Wer zur Schule geht oder eine schulische Ausbildung macht, bekommt BAföG als Vollzuschuss vom Staat und muss nichts zurückzahlen. Anders sieht es bei Studierenden aus: Sie erhalten BAföG zur Hälfte als staatlichen Zuschuss und zur Hälfte als zinsloses Darlehen. Dieses Darlehen muss nach dem Studium zurückgezahlt werden.

Beantragen können Sie BAföG beim Bundesverwaltungsamt (mehr Informationen dazu auf bafög.de).

Alternativ gibt es auch von Banken finanzierte Studienkredite. Diese haben andere Konditionen und sind oft deutlich teurer in der Rückzahlung als BAföG – also nur sinnvoll, falls Ihr Antrag auf BAföG abgelehnt wurde.

BAföG Schulden_Studienkredite und BAföG Vergleich wer zahlt was: Schüler 100% staatl. Förderung, Studierende 50% Eigenanteil, privater Studienkredit 100% Eigenanteil zzg. Zinsen
Schüler*innen erhalten 100% staatliche Förderung bei BAföG, Studierende zahlen die Hälfte zurück. Bei privaten Studienkrediten muss der volle Betrag zzgl. Zinsen zurückgezahlt werden.

BAföG beantragen trotz Schulden

Sie können BAföG auch dann beantragen, wenn Sie bereits Schulden haben. Tatsächlich können Schulden die Antragstellung sogar begünstigen. Das liegt daran, dass BAföG als staatliche Förderung der Ausbildung und des Studiums vor allem Menschen mit geringeren finanziellen Mitteln unterstützen soll.

Im BAföG-Antrag müssen alle Vermögenswerte angegeben werden. Dazu zählt nicht nur das Bankguthaben, sondern auch Bausparverträge, Wertpapiere, Autos, Immobilien oder Lebensversicherungen. Zusätzlich müssen auch alle Schulden angegeben werden. Diese werden von dem Vermögen abgezogen. Eine negative SCHUFA-Auskunft spielt bei der BAföG-Antragstellung übrigens keine Rolle.

Im Normalfall ist es sonst allerdings schwierig, einen Kredit zu bekommen, wenn man Schulden hat (das gilt auch für private Studienkredite). Denn Schulden führen zu einem negativen SCHUFA-Eintrag.

Achtung: kein BAföG bei laufendem Insolvenzverfahren

Achtung: Läuft allerdings bereits ein Insolvenzverfahren oder findet gerade ein außergerichtliches Schulden­bereinigungs­verfahren statt, wird der BAföG-Antrag vom Bundes­ver­waltungs­amt abgelehnt.

Maximale Höhe der BAföG Schulden

Nach dem Studium muss die Hälfte des vom Staat geliehenen BAföG-Gesamt­betrags in Raten zurückgezahlt werden. Die Ober­grenze des zurück­zu­zahlenden Betrags beträgt 10.010 Euro. Selbst wenn also die Hälfte der Gesamt­summe des erhaltenen Geldes mehr als 10.010 Euro beträgt, ist dies der maximale Betrag, der zurück­gezahlt werden muss.

 

Die Rückzahlung erfolgt zinslos. Anders als bei gängigen Krediten von Banken entstehen also keine zusätzlichen Kosten, und die monatlichen Raten fließen zu 100% in die Tilgung ein.

Geld bezahlen Schulden zurückzahlen / Hand mit Geldscheinen
Bei der Rückzahlung der BAföG Schulden bietet der Staat i.d.R. sehr faire Konditionen.

So läuft die Rückzahlung der BAföG-Schulden ab

Die Rückzahlung des BAföG-Darlehens beginnt spätestens fünf Jahre nach Ende der Förderungshöchstdauer, die normalerweise der Regelstudienzeit entspricht. Das bedeutet, dass in der Regel der Berufseinstieg bereits gemeistert wurde, bevor die finanzielle Belastung durch die Rückzahlung beginnt. Wer allerdings ein (ungefördertes) Zweitstudium nach einem mit BAföG finanzierten Studium absolviert, könnte in die Lage kommen, dass die Rückzahlung gleichzeitig mit dem Berufseinstieg beginnt.

Tipp: Alles auf einmal überweisen

Tipp: Wer finanziell dazu in der Lage ist, sollte sich überlegen, das BAföG Darlehen vorzeitig teilweise oder sogar auf einen Schlag abzubezahlen – denn in diesem Fall wird ein Teil der Schulden erlassen und Sie können viel Geld sparen!

Etwa ein halbes Jahr vor Beginn der Rückzahlung bekommen Sie Post vom Bundesverwaltungsamt, nämlich den Feststellungs- und Rück­zahlungs­bescheid. Darin erhalten Sie alle wichtigen Informationen zu der Gesamthöhe der Schulden, die Ratenhöhe und den Ablauf der Rückzahlung.

Die monatliche Rate für die Darlehensrückzahlung beträgt 130 Euro. Diese Rate wird aber nicht monatlich abgebucht, sondern quartalsweise, d. h. alle 3 Monate werden 390 Euro fällig. Wer nicht vorsichtig mit seinem Geld haushaltet, kein festes Einkommen oder zusätzlich noch weitere Schulden hat, könnte Schwierigkeiten haben, diesen Betrag aufzubringen.

 

Die Dauer der Rückzahlung ist aufgrund der festgelegten Raten abhängig von der Höhe des Darlehens. Ausgehend vom Höchstbetrag von 10.010 € der BAföG-Schulden muss man sich bei einer monatlichen Zahlung von 130 Euro also auf mindestens 6,5 Jahre Schuldenrückzahlung (bei Zahlung ohne Zahlungspausen) einstellen.

 

Studenten redend BAföG Schulden
Bei der BAföG Rückzahlung sind alle 3 Monate 390€ zu zahlen - wer alles auf einmal überweist, bekommt einen Teil des Darlehens erlassen.

Gibt es eine BAföG Verlängerung nach Ende der Regelstudienzeit?

Eine Verlängerung des BAföGs nach Ende der Regelstudienzeit ist zwar nicht möglich, es gibt für diesen Fall aber eine Alternative.

 

Sollte man in der vorgegebenen Zeit nicht rechtzeitig mit dem Studium fertig werden, kann man für maximal 12 weitere Monate eine sogenannte „Hilfe zum Studienabschluss“ beantragen.

 

Aber aufgepasst: Hierbei handelt es sich um ein reines Darlehen, das komplett zurückgezahlt werden muss!

BAföG-Schulden einsehen

Falls Sie Ihre BAföG-Unterlagen nicht mehr finden oder sich über die genaue Berechnung unsicher sind, können Sie im Login-Bereich von BAföG-online, einem Onlineportal des Bundesverwaltungsamts, Ihre Dokumente einsehen, Antragsformulare und Nachweise hochladen und bei Fragen das Amt direkt kontaktieren.

Sollten Sie darüber hinaus Schulden haben und den Überblick über Ihre Finanzen verloren haben, empfehlen wir unseren Ratgeber-Beitrag „Wie finde ich heraus, wo ich überall Schulden habe?„.

BAföG Schulden: Verjährung, Schuldenerlass oder Privatinsolvenz

Wer BAföG beantragt hat, startet verschuldet in sein Berufsleben. Im Normalfall ist die monatliche Rate von 130 Euro gut händelbar, kann aber gerade in Zeiten von hohen Energie- und Lebenshaltungskosten bei niedrigem oder gar keinem Einkommen zum Problem werden.

Es gibt die Möglichkeit, Zahlungspausen einzulegen, sofern das monatliche Einkommen weniger als 1.605 Euro beträgt. In diesem Fall kann beim zuständigen Amt ein Antrag auf Aussetzen der Rückzahlung gestellt werden. Falls Ehepartner, eingetragene Lebenspartner oder auch Kinder von diesem Einkommen mitversorgt werden, kann die Einkommensgrenze unter Berücksichtigung der individuellen Situation auch höher liegen.

SCHUFA Löschfristen Daten Frau mit Dokumenten
Wer verschuldet ins Berufsleben startet, sollte seine Finanzen umso mehr im Blick behalten, um eine Privatinsolvenz zu vermeiden.

Verjährung und Schuldenerlass

Es gibt keine ausdrückliche Regelung zur Verjährung von BAföG-Schulden. Aber: Nach 20 Jahren gibt es eine Schuldenerlassung der gesamten Restschuld für alle, die in dieser Zeit das Darlehen nicht vollständig zurückzahlen konnten. Voraussetzung ist, dass man sich nachweislich um die Rückzahlung bzw. die wiederholte Erneuerung des Antrags auf Aussetzen der Rückzahlung bemüht hat.

Privatinsolvenz durch BAföG?

Die Privatinsolvenz droht nicht, wenn man „nur“ BAföG-Schulden hat. Das liegt an der Möglichkeit des Schuldenerlasses nach 20 Jahren. Kommen aber weitere Kredite und Ratenzahlungen hinzu, sodass die gesamten monatlichen Ausgaben höher als die Einnahmen sind, ist es ratsam, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. So kann eventuell ein Insolvenzverfahren vermieden werden.

Nehmen Sie hierzu gerne Kontakt zu uns auf und erhalten Sie eine kostenlose Ersteinschätzung Ihrer Schulden­situation. Unser Expertenteam hilft Ihnen gerne weiter.

Zur Anfrage

 

AdvoNeo Mitarbeiterin im Gespräch
Eine seriöse Schuldnerberatung kann Ihnen weiterhelfen, wenn Sie wegen BAföG und weiteren Schulden den Überblick über Ihre Finanzen verloren haben.

Haftet der Ehepartner oder die Familie für BAföG-Schulden?

Die BAföG-Schulden betreffen nur die Person, die sie aufgenommen hat. Das bedeutet, weder der Ehepartner noch Familienangehörige haften für BAföG-Schulden. Im Todesfall verfallen die Schulden.

 

Bei der Beantragung von BAföG kann der Ehepartner, ähnlich wie die Eltern, allerdings eine Rolle spielen – zu hohes Einkommen kann den eigenen Anspruch auf BAföG vermindern.

Auch wenn man auf geringere Rückzahlungsraten oder Schuldenerlass hofft, kann das Einkommen des Ehepartners eine Rolle spielen: je höher das Einkommen, desto höher wird auch die eigene Zahlungsfähigkeit eingestuft.

Gibt es bei BAföG-Schulden einen Eintrag in der SCHUFA?

Für BAföG gibt es keinen Eintrag in Ihrem SCHUFA-Verzeichnis, weil das Bundesverwaltungsamt, das für das BAföG zuständig ist, ein öffentlicher Gläubiger ist. Die SCHUFA hingegen ist eine privatwirtschaftliche deutsche Wirtschaftsauskunftei. Öffentliche Träger übermitteln normalerweise keine Daten an private Institutionen.

 

Anders sieht es bei Studienkrediten aus, die Sie von privaten Banken (dazu gehören u. a. Sparkassen, Volksbanken und die KfW) bekommen haben. Ein solches Darlehen wird wie andere Schulden behandelt und es kann einen Eintrag in der SCHUFA geben, wenn diese Schulden nicht planmäßig abbezahlt werden. Aber: viele Inkasso-Unternehmen machen einen negativen SCHUFA-Eintrag erst nach der offiziellen Titulierung des Anspruchs (= d. h. der Legitimation des Gläubigers, eine Zwangsvollstreckungsmaßnahme durchzuführen). Und auch wenn das Risiko generell besteht, machen nicht alle Ursprungsgläubiger (z. B. Banken) sofort eine Mitteilung bei der SCHUFA. Es kommt also immer auf den jeweiligen Einzelfall an.

 

Mehr zu den Löschfristen von SCHUFA-Einträgen erfahren Sie in unserem Ratgeber-Beitrag „SCHUFA Löschfristen: Das passiert mit Ihren Daten„.

SCHUFA-Eintrag: Ausnahme bei Zwangs­vollstreckung

Falls Sie aufgrund weiterer unbezahlter Schulden im Rahmen einer Zwangs­vollstreckung eine Vermögens­auskunft abgeben müssen, können alle Ihre Schulden durch die Vollstreckung zu Einträgen im Schuldnerverzeichnis führen. Das Schuldnerverzeichnis wird beim jeweils zuständigen Vollstreckungsgericht geführt und dort wird der Grund aufgeführt, warum man eingetragen wurde (vgl. § 882c ZPO). Die SCHUFA fragt regelmäßig die Schuldnerverzeichnisse ab.

 

Das bedeutet, Einträge im Schuldnerverzeichnis können früher oder später auch in die SCHUFA-Auskunft übernommen werden. Dort steht dann z.B., warum der Schuldner in das Schuldnerverzeichnis eingetragen wurde, z.B. wegen verweigerter Vermögensauskunft während der Zwangsvollstreckungsmaßnahmen.

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