14.07.25
Frau Bening
Schulden sind in Deutschland längst kein Randphänomen mehr. Millionen Menschen sind betroffen – und doch wird kaum offen darüber gesprochen. Wer seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann, fühlt sich oft nicht nur finanziell überfordert, sondern auch gesellschaftlich isoliert. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Schuldner stigmatisiert werden, warum das fatale Folgen hat – und was es braucht, um die Schamspirale zu durchbrechen.
Inhalt
Stigmatisierung bedeutet, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale oder Lebenssituationen gesellschaftlich abgewertet, ausgegrenzt oder beschämt werden. Sie werden reduziert auf ein Etikett – etwa: „Pleite“, „selbst schuld“, „nicht mit Geld umgehen können“.
Diese Form sozialer Ausgrenzung betrifft nicht nur das Bild von außen, sondern prägt auch das Selbstbild der Betroffenen: Wer ständig das Gefühl hat, versagt zu haben, übernimmt oft unbewusst die Rolle, die ihm zugeschrieben wird.
Über 5,65 Millionen Menschen in Deutschland gelten als überschuldet (Creditreform, 2023)
Die Ursachen sind vielfältig:
Besonders betroffen: Alleinerziehende, junge Erwachsene, Rentner und Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen
Schulden sind ein Massenphänomen – doch behandelt werden sie oft wie ein Tabu.
Typische Vorurteile gegenüber Menschen mit Schulden:
Diese Aussagen sind nicht nur verkürzend und unfair, sie verhindern auch, dass Betroffene frühzeitig Hilfe suchen. Die Angst, als unfähig oder verantwortungslos abgestempelt zu werden, ist bei vielen größer als die Angst vor dem Gerichtsvollzieher.
Auch in der Sprache zeigt sich Stigmatisierung:
Solche Bilder prägen das gesellschaftliche Bild von Schuldner – nicht als Menschen in Not, sondern als Problemfälle.
Die soziale Stigmatisierung wirkt nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Viele Betroffene entwickeln ein tiefes Gefühl von:
Diese Gefühle führen oft zu:
Wer sich schämt, redet nicht. Wer nicht redet, bekommt keine Hilfe. Wer keine Hilfe bekommt, gerät tiefer in die Schuldenfalle.
Diese Spirale ist fatal – und gesellschaftlich mitverursacht.
Häufige Aussagen in Beratungsgesprächen:
Natürlich: Manche Schulden entstehen durch Konsum oder unüberlegtes Verhalten. Aber oft sind es äußere Umstände, die Menschen in die Überschuldung treiben:
Hinzu kommt: Finanzielle Bildung ist in Deutschland kaum Teil der Schulausbildung. Viele Menschen rutschen unwissend und ungeschützt in gefährliche Verträge – vom Handyvertrag bis zum Dispokredit.
Was nicht hilft:
Was hilft:
Gesellschaft:
Politik:
Schuldnerberatung:
So überwältigend Schulden sich anfühlen können – sie sind nicht das Ende. Für viele Menschen ist die Überschuldung nur ein Abschnitt in ihrem Leben, nicht der letzte.
Mit der richtigen Unterstützung, einem realistischen Plan und etwas Geduld ist es möglich, sich Schritt für Schritt wieder zu stabilisieren – finanziell und emotional.
Menschen schaffen das – jeden Tag
Viele Ratsuchende berichten, dass ihnen vor allem eines geholfen hat: das Gefühl, nicht verurteilt zu werden. Sobald sie ernst genommen wurden, entstand Raum für Veränderung.
Diese Geschichten stehen für viele andere. Sie zeigen: Schulden lassen sich bewältigen – und der Weg zurück ist nicht nur möglich, sondern machbar.
Was den Weg erleichtert:
Niemand muss sich für Schulden ein Leben lang schämen. Es ist kein persönliches Versagen, Hilfe zu brauchen – sondern eine Stärke, sie anzunehmen.
Wer Schulden hat, braucht keine Moralpredigt – sondern Perspektiven.
Die gesellschaftliche Stigmatisierung von Schuldner ist ein unsichtbares Hindernis auf dem Weg zur Entschuldung. Sie macht Hilfe schwerer, Leid größer und Lösungen weiter entfernt.
Schulden können jeden treffen – unabhängig von Bildung, Beruf oder Lebensstil. Die Frage ist nicht, wer schuld ist, sondern wer unterstützt.