17.04.25

Herr Filipovic

Inkasso – Was bedeutet das und worauf sollte man achten?

Inkasso AdvoNeo Ratgeber

Der Begriff Inkasso stammt aus der Betriebswirtschaftslehre und bezeichnet den Einzug von Förderungen – zum Beispiel offenen Rechnungen.

Wie funktioniert Inkasso?

Jeder Gläubiger kann:

  • das Inkasso selbst durchführen,
  • ein Inkassounternehmen beauftragen (mit Vollmacht) oder
  • seine Forderung an ein Inkassobüro verkaufen (Abtretung der Forderung)

Im Falle einer Abtretung tritt das Inkassounternehmen selbst als neuer Gläubiger auf.

Wichtig:
Sobald ein Inkassobüro oder ein spezialisierter Anwalt mit der Forderung betraut ist, erfolgt der Kontakt direkt mit diesem – nicht mehr mit dem ursprünglichen Gläubiger.

Rechtliche Grundlagen

Inkassodienstleistungen unterliegen in Deutschalnd dem Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG). Demnach dürfen nur zugelassene Anbieter Inkassodienste erbringen.

§ 10 Abns. 1 Nr. 1 RDG
Erlaubnis zur Erbringung von Inkassodienstleistungen setzt eine Registrierung bei der zuständigen Behörde voraus.

Die Registrierung kann öffentlich eingesehen werden unter: Rechtsdienstleistungsregister

Achtung bei Zahlungsaufforderungen

Wenn Sie von einem Inkassounternehmen zur Zahlung aufgefordert werden, prüfen Sie:

  • Liegt eine Vollmacht oder Abtretungserklärung vor?
  • Ist das Unternehmen im Rechtsdienstleistungsregister eingetragen?
  • Entsprechen die Inkassogebühren den gesetzlichen Vorgaben?

Tipp: Fordern Sie schriftlich eine detaillierte Aufstellung der Forderung.

Inkassogebühren - Was ist erlaubt?

Wenn Gläubiger ihre Forderungen nicht erhalten, schalten Sie meist ein Inkasso­unternehmen ein, um diese beim Schuldner einzutreiben. Da dies von einigen Inkasso­büros mit fragwürdigen Mitteln, die sogar bis zur Grenze der Nötigung reichen, durchgeführt wird, hat das Wort Inkasso eine sehr negative Wirkung. Noch zusätzlich zu dem schlechten Gefühl, das mit einem Inkasso­schreiben zur Zahlungs­auf­forderung einhergeht. Und zusätzlich zu den bereits vorhandenen Schulden, sollen dann auch noch die Inkassogebühren gezahlt werden.

Wie die Inkassogebühren berechnet werden und wann und in welcher Höhe Sie diese zahlen müssen, sollten Sie wissen, wenn Sie Schulden haben. Denn es gilt in Ihrer angespannten Finanz­lage zu vermeiden, mehr zu zahlen, als Sie müssen.

Inkassounternehmen arbeiten gewerblich, d.h. mit dem Ziel der Gewinnerzielung. Deshalb fallen zusätzliche Gebühren an. Diese müssen aber verhältnismäßig und nicht höher als vergleichbare Anwaltsgebühren sein.

Rechtsgrundlage:

  • § 4 Abs. 5 RDGEG (Einführungsgesetz zum RDG)
  • Orientierung z.B. an der RVG-Gebührentabelle (Rechtsanwaltsvergütungsgesetz)

Wieviele Inkassogebühren müssen wann gezahlt werden?

Zunächst einmal müssen Sie nur Inkassogebühren zahlen, wenn gegen Sie eine berechtigte Forderung besteht, mit der Sie im Verzug sind (Regelung zum Verzug in §286 BGB). Zum Beispiel, wenn Sie eine Rechnung nicht bezahlt haben und deswegen eine Mahnung erhalten haben. Beauftragt der zugehörige Gläubiger dann ein Inkassounternehmen, können für dessen Tätig­werden Gebühren von Ihnen gefordert werden.

Zu berücksichtigen ist dabei jedoch, dass der Gläubiger keine unnötigen Kosten produzieren darf. Dies wird als Schadens­minderungs­pflicht bezeichnet und beinhaltet, dass die Kosten für die Beauftragung des Inkassounternehmens nicht die einer Beauftragung eines Rechts­anwalts übersteigen dürfen. Inkassobüros müssen sich also bei der Höhe der Inkassogebühren an die Rechts­anwalts­kosten des Rechts­anwalts­vergütungs­gesetzes (RVG) halten. Nr. 2300 RVG lässt dabei grundsätzlich (je nach Ermessen und bezogen auf den Aufwand) eine Geschäfts­gebühr zwischen 0,5- und 2,5-Gebühr zu. Jedoch ist laut Nr. 2300 RVG eine Grenze von 1,3-Gebühr gesetzt. Für alles, was über 1,3-Gebühr hinaus geht, muss nach­gewiesen werden, dass die Tätigkeit umfangreich oder schwierig war. Deshalb verlangen die meisten Inkassobüros einen 1,3-Gebühren­satz. Das bedeutet außerdem:

Je höher Ihre Forderung, desto höher auch die Inkassogebühren.

Inkassogebühren Tabelle nach Anlage 2 des §12 Abs. 1 RVG

Wann müssen Sie keine Inkasso­kosten zahlen?

Sie müssen keine Inkassokosten zahlen, wenn Sie der Forderung (im Beispiel der Rechnung) frist­gerecht wider­sprochen haben. Denn Inkassounternehmen sollen diejenigen, die versäumt haben zu zahlen, zum Begleichen der Forderung bringen und nicht diejenigen, die nicht zahlen wollen und wider­sprochen haben so beeinflussen, dass Sie aus Angst nun doch zahlen.

Haben Sie Ihren Gläubiger recht­zeitig, bevor dieser das Inkassounternehmen beauftragt hat, über Ihre eigene Zahlungs­unfähigkeit informiert, müssen Sie ebenfalls keine Inkassogebühren zahlen.

Woran erkennt man seriöse Inakssobüros?

  • Sie sind in Rechtsdienstleistungsregister eingetragen
  • Sie verschicken klare, nachvollziehbare Forderungsschreiben
  • Sie drohen nicht übertrieben mit Gericht, Schufa oder Polizei
  • Sei reagieren kooperativ auf Rückfragen und bieten Ratenzahlung an

Zusammenfassung

Inkasso ist legal, aber an klare Regeln gebunden. Wer eine Zahlungsaufforderung erhält, sollte Ruhe bewahren, die Dokumente prüfen und bei Zweifeln fachkundigen Rat einholen. Haben Sie Fragen zur Höhe, Berechnung, Rechts­grundlage oder weiteren Themen rund um Inkassogebühren, können Sie uns gerne um Rat fragen.

Kapitel