04.08.25
Herr Bening
Urlaub – für viele ein Symbol von Freiheit, Leichtigkeit und Abstand vom Alltag. Doch wer mit Schulden lebt, verbindet damit oft ganz andere Gefühle: Unsicherheit, Schuld oder den Eindruck, sich Erholung nicht „leisten“ zu dürfen. In unserer Beratung begegnen wir immer wieder Menschen, die völlig erschöpft sind sich aber nicht trauen, an eine Pause zu denken. Dabei ist es gerade in schwierigen finanziellen Situationen wichtig, zur Ruhe zu kommen.
Diese Frage beschäftigt viele Menschen, die mit finanziellen Schwierigkeiten leben. Wer Schulden hat, verzichtet oft auf Erholung – aus Scham, Schuldgefühlen oder der Sorge, dadurch neue Schulden aufzubauen. Doch gerade in schwierigen Lebensphasen ist es wichtig, körperlich und psychisch zur Ruhe zu kommen.
Urlaub ist kein Luxus, sondern ein notwendiger Ausgleich, um handlungsfähig zu bleiben. Auch mit eingeschränktem Budget lässt sich Erholung verwirklichen – ohne moralischen Druck und ohne finanzielle Risiken. Dieser Ratgeber erklärt, wie das gelingen kann, worauf zu achten ist und welche Möglichkeiten für kostengünstige oder kostenlose Auszeiten bestehen.
Wer dauerhaft unter Druck steht, entwickelt nicht selten gesundheitliche Folgen: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Gereiztheit oder sogar Depressionen. Schuldner, die sich nie eine Pause gönnen, verlieren oft die Kraft, ihre Situation aktiv zu verändern. Deshalb ist Erholung nicht nur erlaubt – sie ist wichtig.
Ein „Urlaub mit Schulden“ bedeutet jedoch nicht, unbedacht Geld auszugeben. Vielmehr geht es um bewusste Auszeiten mit kleinen Mitteln, angepasst an die eigene Lebenslage. Selbst ein freier Nachmittag im Park oder ein Wochenende bei Verwandten kann eine große Wirkung haben.
Bevor konkrete Vorschläge für günstige Erholung vorgestellt werden, ein deutlicher Hinweis: Urlaubsfinanzierung auf Kredit ist keine Lösung.
Vermeiden Sie insbesondere:
Diese Angebote können verlockend wirken, führen jedoch fast immer zu einer Verschärfung der Schuldensituation. Selbst wenn die Reise kurzfristig gut tut, ist die Belastung danach oft größer.
Ein Urlaub muss nicht mit einer Reise verbunden sein. Auch zu Hause kann eine bewusste Auszeit geschaffen werden. Das gelingt, wenn die freie Zeit wie ein richtiger Urlaub behandelt wird: keine Hausarbeit, keine Bürokratie, kein Dauerfernsehen.
Stattdessen bieten sich Spaziergänge, ein selbst gestalteter Wellnesstag oder Ausflüge in die nähere Umgebung an. Wer in der Stadt wohnt, kann Museen, Parks oder kostenlose Kulturangebote besuchen. Wichtig ist, die Tage aktiv zu gestalten – nicht in gewohnter Routine zu versinken.
Ein mehrtägiger Besuch bei Verwandten oder Freunden kann wie ein kleiner Urlaub wirken – ohne Kosten für Unterkunft. Besonders bei Verwandten auf dem Land oder in einer anderen Stadt entsteht Abstand zum Alltag, ohne große Ausgaben.
Dabei ist es hilfreich, offen über die eigene finanzielle Situation zu sprechen. Wer erklärt, dass Erholung wichtig ist, aber das Geld knapp ist, trifft meist auf Verständnis.
Camping ist eine der günstigsten Formen des Reisens. Auf vielen Plätzen kostet eine Übernachtung im eigenen Zelt nur wenige Euro. Die Atmosphäre ist oft familienfreundlich, naturnah und stressfrei. Wer kein eigenes Zelt besitzt, kann sich eines günstig leihen oder gebraucht kaufen.
Besonders in der Nebensaison bieten viele Plätze Sonderpreise. Einfache sanitäre Anlagen, Zugang zur Natur und die Möglichkeit zur Selbstverpflegung machen Camping zur idealen Erholungsform für Menschen mit begrenztem Budget.
Tagesausflüge bieten Erholung ohne Übernachtungskosten. Mit dem Deutschlandticket für 49 Euro sind auch weitere Ziele mit dem Nahverkehr gut erreichbar. Ob ein Spaziergang im Wald, ein Besuch am See oder eine kleine Fahrradtour – wichtig ist der Tapetenwechsel.
In vielen Regionen gibt es kostenlose Angebote wie Naturlehrpfade, Stadtführungen oder kulturelle Veranstaltungen. Wer gut plant, kann mit wenig Geld viel erleben.
Es gibt Plattformen, auf denen Menschen ihre Wohnung kostenlos mit anderen tauschen – etwa „HomeExchange“ oder kleinere regionale Gruppen. Auch über soziale Netzwerke lassen sich Tauschpartner finden, wenn Vertrauen besteht.
Wer Haustiere hat, kann auch „Haussitting“ anbieten: Der Aufenthalt in einer fremden Wohnung erfolgt im Gegenzug für die Pflege von Tieren oder Pflanzen. Dies spart Übernachtungskosten und bietet zugleich einen festen Aufenthaltsort.
Verschiedene Organisationen bieten günstige oder sogar kostenlose Urlaubsmöglichkeiten für Menschen mit geringem Einkommen an. Dazu gehören:
Die Teilnahme erfolgt meist einkommensabhängig. Wer Anspruch auf Leistungen wie Bürgergeld oder Wohngeld hat, hat oft auch Zugang zu diesen Angeboten. Eine Nachfrage lohnt sich.
Besonders Eltern fühlen sich unter Druck, ihren Kindern in den Ferien etwas bieten zu müssen. Dabei sind Kinder oft mit einfachen Dingen zufrieden: Spielen im Freien, Basteln mit Naturmaterialien oder ein gemeinsames Lagerfeuer im Garten reichen meist aus.
Auch lokale Ferienprogramme von Schulen, Vereinen oder Gemeinden bieten oft kostenlose Betreuungs- und Freizeitangebote. Diese ermöglichen Kindern schöne Erlebnisse – und Eltern eine Verschnaufpause.
Viele Städte bieten kostenlose Kulturveranstaltungen an: Open-Air-Kino, Konzerte, Ausstellungen oder Büchereitage. Auch Bibliotheken bieten oft mehr als nur Bücher: Filme, Spiele, Hörbücher oder Veranstaltungen für Kinder.
In Großstädten lohnt sich ein Blick auf Veranstaltungsportale, Stadtmagazine oder Aushänge im öffentlichen Raum. Die Teilnahme an kulturellen Angeboten fördert nicht nur Erholung, sondern stärkt auch das Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft.
Auf Plattformen wie Workaway oder WWOOF können Menschen gegen Mithilfe auf Bauernhöfen, in Pensionen oder Familienhäusern wohnen und essen. Auch in Deutschland gibt es solche Angebote.
Dabei geht es nicht um bezahlte Arbeit, sondern um eine faire Gegenleistung: Zwei bis vier Stunden Mithilfe am Tag gegen Kost und Logis. Diese Form des Reisens erfordert Offenheit, bietet aber intensive Erfahrungen und oft eine enge Bindung zur Natur.
Erholung muss nicht räumlich sein – auch digitaler Rückzug kann helfen. Ein „Offline-Wochenende“, bei dem das Handy bewusst ausgeschaltet wird, kann neue Klarheit schaffen.
In dieser Zeit können kleine Rituale gepflegt werden: Ein gutes Buch lesen, ein einfaches Essen kochen, ohne Ablenkung essen, bewusst Musik hören oder handschriftlich Gedanken notieren. Diese Formen der Entschleunigung sind oft erstaunlich wirksam.
„Ich bin alleinerziehender Vater, habe zwei Kinder und hatte rund 20.000 Euro Schulden. An Urlaub war nicht zu denken. Ich fühlte mich ausgelaugt, hatte kaum noch Energie für den Alltag.
Bei der Schuldnerberatung habe ich meine Situation offen geschildert – auch, dass ich mich am Limit fühlte. Die Beraterin hat mir Mut gemacht, kleine Schritte zu gehen.
Ich habe dann mit den Kindern eine Woche bei meiner Schwester auf dem Land verbracht. Wir haben gezeltet, gekocht, Karten gespielt, sind im See geschwommen. Keine Kosten – aber ein riesiger Gewinn.
Ich habe verstanden: Ich darf mir etwas Gutes tun, auch wenn noch nicht alles geregelt ist. Seitdem plane ich solche kleinen Auszeiten ganz bewusst. Ich schäme mich nicht mehr dafür.“
Ja. Es gibt kein Gesetz, das Urlaub bei Schulden verbietet. Wichtig ist lediglich, dass keine neuen Schulden für den Urlaub gemacht werden. Eine bewusste Erholung – etwa bei Freunden, auf einem Campingplatz oder durch Tagesausflüge – ist jederzeit möglich und sogar empfehlenswert.
Grundsätzlich ja. Wer sich in einem Insolvenzverfahren befindet, darf verreisen – solange die Kosten selbst getragen werden und keine neuen Schulden entstehen. Bei längeren Reisen oder Auslandsaufenthalten sollte der Insolvenzverwalter informiert werden.
Mit einem Pfändungsschutzkonto steht der persönliche Freibetrag zur Verfügung. Geld, das innerhalb dieses Freibetrags liegt und nicht für notwendige Ausgaben benötigt wird, darf auch für Freizeit oder Erholung verwendet werden.
Eine feste Grenze gibt es nicht. Entscheidend ist, dass kein Geld verwendet wird, das anderweitig verplant oder geschuldet ist. Auch kleine Budgets – 20 bis 50 Euro für ein Wochenende – können sinnvoll eingesetzt werden, solange sie verantwortungsvoll genutzt werden.
Ja. Wohlfahrtsverbände, Kirchen und manchmal auch die Jugendämter bieten Programme für Familien oder Einzelpersonen mit geringem Einkommen an. Auch Familienferienstätten haben häufig Sozialtarife. Eine Nachfrage bei Beratungsstellen lohnt sich.
Wer Schulden hat, muss nicht auf Erholung verzichten. Entscheidend ist, auf Konsumschulden zu verzichten und kreative, realistische Wege der Auszeit zu finden. Oft liegt die Lösung näher als gedacht – im eigenen Umfeld, in der Natur oder in einfachen Gewohnheiten.
Erholung stärkt die psychische Gesundheit, gibt Kraft für wichtige Entscheidungen und zeigt: Auch in schwierigen Zeiten ist Selbstfürsorge erlaubt.