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24.11.25

Frau Bening

Schuldentrend 2025: Die stille Krise der deutschen Haushalte

Deutscher Haushalt im Jahr 2025 mit unbezahlten Rechnungen auf dem Tisch und einer Familie im Hintergrund, die über ihre finanzielle Belastung spricht.

Die leise, aber spürbare finanzielle Verschiebung

Viele Menschen in Deutschland spüren es seit Monaten: Die finanzielle Stabilität, die lange als selbstverständlich galt, beginnt zu bröckeln.
Rechnungen kommen häufiger ungelegen, der Dispo bleibt länger genutzt, unerwartete Ausgaben erzeugen sofort Stress. Was früher ein kurzfristiges Problem war, wird für viele zu einer dauerhaften Belastung.
Diese Entwicklung ist keine Einbildung.

Auch aktuelle Untersuchungen bestätigen, dass immer mehr Haushalte finanziell ins Wanken geraten. Der SchuldnerAtlas zeigt für 2025 einen erneuten Anstieg der Überschuldung – um rund 111.000 Menschen innerhalb eines Jahres. Insgesamt gelten 5,67 Millionen Erwachsene als überschuldet.
Doch Zahlen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Viel entscheidender sind die Mechanismen und Belastungsfaktoren, die dazu führen, dass selbst Menschen mit stabilem Einkommen heute häufiger an finanzielle Grenzen stoßen.

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform, formuliert es drastisch:
Die Trendwende ist da – und sie kommt mit Ansage.“

Warum Haushalte heute schneller ins Wanken geraten

Die finanzielle Realität hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Steigende Preise, neue Konsumgewohnheiten, ein digitalisierter Finanzmarkt und die Spätfolgen mehrerer Krisen bilden eine Mischung, die Haushalte weniger widerstandsfähig macht als früher.
Zum einen sind die Lebenshaltungskosten dauerhaft hoch. Auch wenn sich die Inflation abgeschwächt hat, bleiben Mieten,

Energiepreise, Lebensmittel und Versicherungen auf einem Niveau, das sich viele vor fünf Jahren nicht hätten vorstellen können. Viele Menschen müssen heute deutlich mehr für Grundbedürfnisse ausgeben – ein Trend, der sich trotz rückläufiger Inflation nicht zurückentwickelt.
Hinzu kommt die Erschöpfung der Rücklagen. Während der Pandemie, der Energiekrise und der Phase hoher Inflation haben viele ihre Ersparnisse aufgebraucht. Was früher ein finanzielles Polster war, ist heute nicht mehr vorhanden.

Der SchuldnerAtlas beschreibt diese Entwicklungen mit den Worten:
Die finanziellen Puffer vieler Menschen sind schlicht aufgebraucht.

Damit ist die finanzielle Resilienz deutlich geschwächt. Ein einziger ungeplanter Vorfall kann die Haushaltskasse überlasten – und solche Situationen treten häufiger auf als früher.

Die neuen Belastungsfaktoren im Alltag – und warum sie so schwer wiegen

Der finanzielle Druck entsteht nicht nur durch höhere Kosten, sondern durch die Kombination aus wirtschaftlichen Belastungen und Alltagsrealität.

  1. Dauerhaft höhere Fixkosten
    Wer heute eine Wohnung mietet, zahlt vielerorts Preise, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären.
    Auch Energie bleibt teuer, selbst nach den Entlastungspaketen. Versicherungen, Nebenkosten und Mobilität sind weitere Faktoren, die das monatliche Budget belasten.
    Diese Kosten sind unvermeidbar. Anders als beim Konsum kann man sie nicht spontan senken – und genau das macht sie gefährlich.
  2. Gestiegene Zinsen und teure Kredite
    Anschlussfinanzierungen, Ratenkredite und Dispokredite sind deutlich teurer geworden.
    Viele Menschen, die glaubten, ihre Finanzierung sei langfristig sicher, stehen heute vor höheren monatlichen Belastungen, die sie nicht eingeplant hatten.
  3. Psychische Belastung und Erschöpfung
    Die Krisen der letzten Jahre haben bei vielen Menschen Spuren hinterlassen.
    Stress, Unsicherheit und der Wunsch nach „Normalität“ führen dazu, dass Konsum als Kompensation genutzt wird – oft unbewusst.
    Damit steigt die Gefahr, Entscheidungen zu treffen, die langfristig finanzielle Probleme verursachen.
  4. Der digitale Finanzmarkt
    BNPL („Buy now, pay later“) und Kreditkarten erleichtern den Alltag – aber auch das Übersehen von Kosten.
    Viele kleine Verpflichtungen summieren sich zu einem Betrag, der schließlich untragbar wird.

Wer heute besonders gefährdet ist – veränderte Risikogruppen

Der Schuldentrend 2025 zeigt, dass Überschuldung längst nicht mehr nur klassische Risikogruppen betrifft.
Zunehmend geraten Menschen in Schwierigkeiten, die sich früher auf der sicheren Seite fühlten.

  1. Singles – allein mit allen Kosten
    Singles zahlen jede Rechnung vollständig selbst.
    Ob Miete, Energie oder Lebenshaltung: Alles lastet auf einer einzigen Person.
    Steigen die Kosten, gibt es niemanden, der entlastet.
  2. Familien mit hohen Fixkosten
    Gerade Familien sind durch gestiegene Preise bei Ernährung, Mobilität, Betreuung und Wohnen besonders belastet.
    Oft sind die monatlichen Ausgaben so hoch, dass ein einziges unvorhergesehenes Ereignis zur Überforderung führt.
  3. Menschen nach einer Trennung
    Trennungen wirken wie eine finanzielle Schockwelle: zwei Haushalte statt einem, Unterhaltspflichten, Neuanschaffungen.
    Viele rutschen innerhalb weniger Monate in Instabilität.
  4. Menschen über 60
    Steigende Gesundheitskosten, hohe Energiekosten und oft zu geringe Renten führen dazu, dass ältere Menschen zunehmend überschuldet sind.
    Eine Rückkehr ins Berufsleben ist meist keine Option mehr, wodurch die Lage schnell kritisch wird.
  5. Junge Erwachsene im digitalen Konsumumfeld
    Junge Menschen geraten häufig in weiche Überschuldung. BNPL, Kreditkarten und Social Media setzen Anreize, die schwer kontrollierbar sind.
    Der SchuldnerAtlas zeigt gerade bei ihnen eine wachsende Dynamik.
  6. „Lifestyle-Überschuldete“ – das neue Phänomen
    Menschen mit mittleren oder sogar guten Einkommen, die ihren Lebensstandard trotz gestiegener Kosten halten möchten, bilden eine neu sichtbare Gruppe.
    Sie leben oft modern, digital, konsumorientiert – und unterschätzen, wie stark die Fixkosten in den letzten Jahren gestiegen sind.

Viele greifen zu Kreditkarten oder Ratenmodellen, ohne die langfristigen Folgen zu sehen.

Wie Überschuldung entsteht – die psychologischen Mechanismen dahinter

Überschuldung ist selten ein Ergebnis einer einzigen Fehlentscheidung.
Viel häufiger ist es eine Folge von psychologischen Mustern, die in der heutigen Umgebung noch verstärkt werden.

  1. Die Optimismusfalle
    Viele Menschen gehen davon aus, dass „der nächste Monat besser wird“.
    Ein Bonus, eine mögliche Gehaltserhöhung, ein erwarteter Steuerbescheid – all das sorgt dafür, dass kurzfristige Engpässe ignoriert werden.
  2. Stresskompensation durch Konsum
    Konsum beruhigt kurzfristig.
    Ein Restaurantbesuch nach einem stressigen Arbeitstag, kleine Online-Käufe oder teurere Freizeitaktivitäten werden oft genutzt, um emotionale Belastungen auszugleichen.
  3. Verdrängung und Scham
    Viele Betroffene öffnen Post erst spät, vermeiden das Kontochecken, verschieben Rechnungen oder versuchen, Probleme „auszusitzen“.
    Scham spielt eine große Rolle und führt dazu, dass Probleme lange unsichtbar bleiben.
  4. Selbstüberschätzung
    Vor allem Menschen mit gutem Einkommen unterschätzen ihre Fixkosten und überschätzen ihre finanzielle Belastbarkeit – ein typischer Mechanismus, den Beratungsstellen immer häufiger beobachten.

Der Moment, in dem es kippt – typische Auslöser

Auch wenn Überschuldung ein schleichender Prozess ist, gibt es in vielen Fällen einen klaren Auslöser.
Dieser Moment kommt oft überraschend – aber fast immer in einer Situation, in der das finanzielle Polster bereits sehr dünn ist.

Typische Auslöser sind:

  • eine hohe Strom- oder Heizkosten-Nachzahlung,
  • ein kaputtes Auto,
  • ein krankheitsbedingter Verdienstausfall,
  • der Wegfall eines Bonus oder einer Provision,
  • eine Trennung oder Scheidung,
  • ein Umzug mit hohen Nebenkosten.

Die eigentliche Krise entsteht nicht durch das Ereignis selbst, sondern dadurch, dass es in einer Phase trifft, in der Haushalte keine Rücklagen mehr haben.
Hier zeigt sich die zentrale Herausforderung des Jahres 2025:
Viele sind finanziell nicht mehr belastbar, weil die Krisen der letzten Jahre jeden Puffer verbraucht haben.

Fallbeispiel – eine Situation, die viele betrifft

Herr M., 42, lebt mit seinem Sohn in einer Mietwohnung. Sein Einkommen ist solide, die Ausgaben wirken überschaubar.
Doch die Energiekosten sind gestiegen, die Miete wurde erhöht, dazu kamen neue Versicherungsbeiträge. Die Rücklagen, die früher für unvorhergesehene Ausgaben reichten, sind inzwischen aufgebraucht.
Als eine hohe Nebenkostenabrechnung eintrifft, reicht der Puffer nicht mehr. Herr M. nutzt den Dispo – zunächst nur, um die Differenz zu überbrücken.
In den folgenden Monaten bleiben die Kosten hoch. Weitere kleinere Rechnungen kommen hinzu. Die Kreditkarte wird zum Überbrücken genutzt.
Erst als Mahnungen eintreffen, wird deutlich, dass die Situation längst außer Kontrolle geraten ist. Erst jetzt sucht Herr M. Unterstützung bei AdvoNeo Schuldnerberatung.

Dieses Beispiel zeigt: Es ist selten ein einzelnes Ereignis, sondern eine Verkettung aus gestiegenen Kosten, fehlenden Rücklagen und psychologischen Mustern.

Was Betroffene jetzt brauchen – Sicherheit, Struktur und Entlastung

Menschen in finanziellen Schwierigkeiten brauchen in erster Linie Stabilität und Klarheit.
Viele beschreiben das Gefühl, „den Überblick verloren zu haben“.
Andere wissen nicht, welche Rechnungen Vorrang haben oder wie sie mit Gläubigern kommunizieren sollen.

Wichtig sind jetzt drei Dinge:

  1. Struktur
    Ein geordnetes Bild der eigenen Situation ist der wichtigste Schritt.
    Zahlen aufschreiben, Verträge prüfen, Einnahmen und Ausgaben realistisch erfassen.
  2. Sicherheit
    Viele Betroffene brauchen Schutz vor Pfändungen oder weiterem Druck.
    Ein P-Konto, eine geordnete Kommunikation mit Gläubigern und realistische Zahlungspläne schaffen sofort Entlastung.
  3. Entlastung
    Schulden sind nicht nur finanziell, sondern auch emotional belastend.
    Ein klarer Ansprechpartner – der erklärt, führt, verhandelt – ist deshalb oft entscheidend.

Konkrete Maßnahmen – was jetzt hilft
Auch wenn die Situation belastend wirkt, gibt es klare Schritte, die Stabilität zurückbringen können:
Fixkosten prüfen
Viele Haushalte stellen erst im Gespräch fest, dass unnötige Abos, Versicherungen oder Mobilitätskosten mehrere Hundert Euro im Monat ausmachen.
Konto analysieren
Ein Blick auf die letzten 3–6 Monate zeigt, wo Geld unbemerkt „versickert“.
Dieser Schritt ist oft schmerzhaft, aber heilsam.
Gläubiger kontaktieren
Viele Gläubiger sind zu Ratenreduktionen oder Zahlungsaufschüben bereit – aber nur, wenn man frühzeitig reagiert.
Prioritäten setzen
Wohnkosten, Energie, Krankenversicherung und Unterhalt stehen immer an erster Stelle.
Professionelle Unterstützung suchen
Eine Schuldnerberatung begleitet Betroffene durch den gesamten Prozess und verhindert, dass sie sich weiter in die Krise hineinsteuern.

FAQ

Warum steigen die Überschuldungszahlen wieder?

Krisen, Inflation, steigende Fixkosten und aufgebrauchte Rücklagen.

Sind nur ärmere Haushalte betroffen?

Nein – zunehmend auch mittlere Einkommen und gut verdienende Haushalte.

Wie erkennt man, dass es kritisch wird?

Regelmäßige Dispo-Nutzung, aufgeschobene Rechnungen, mehrfache Mahnungen.

Wann sollte man Hilfe suchen?

Früher als man denkt – am besten beim ersten dauerhaften Engpass.

Fazit – Eine stille Krise, die man ernst nehmen sollte

Der Schuldentrend 2025 zeigt, wie fragil die finanzielle Stabilität vieler Haushalte geworden ist.
Es sind nicht die spektakulären Krisen, sondern die stillen Belastungen des Alltags, die schleichend zu Überforderung führen.
Doch Überschuldung ist kein Endpunkt, sondern ein Zustand, den man verändern kann.
Mit Klarheit, Unterstützung und realistischen Schritten lässt sich finanzielle Stabilität zurückgewinnen.

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